Dr. Andras`Petö
Professor András Petõ
(1893 - 1967)
András Petõ, ein außerordentlicher Mensch und Wissenschafter
von europäischem Niveau wurde
1893 in Szombathely/Ungarn geboren. Seine Lebensanschauung wurde einerseits von
der strengen
Auffassung seiner Mutter,einer gelernten Pädagogin, über die kontinuierliche
Pflichterfüllung und das
schöpferische Leben geprägt. Andererseits wurde Petõ durch das Schicksal seines
im Rollstuhl sitzenden,
an der Parkinsonschen Krankheit leidenden Vaters beeinflusst.
Bereits im Schulalter hat András Petõ auffallend viel und
systematisch gelesen. Er musste schon früh für den
Familienunterhalt aufkommen, deshalb arbeitete er bei einer Zeitung und als
Hauslehrer. Weiters musste er sich
um die Ausbildung und Erziehung seiner beiden Brüder kümmern. Die Lehrer der
herausragenden Prämonstrenser
Schule erkannten sein Talent und boten ihm Unterstützung an. Für seine geistige
Erziehung sorgte
József Dénes Diener, der später zum außenpolitischen Redakteur der Zeitung
Humanité wurde.
Wien
Die Stadt Wien vor dem 1. Weltkrieg und im speziellen die
Medizinischen Universität, an der Petõ 1911
immatrikulierte, war zu dieser Zeit Sitz der Vertreter zahlreicher
psychologischen Schulen.
Mit dem Pädagogen Moreno hat er bereits in den Jahren zwischen
1911 und 1914 in den Gärten von Wien
mit KindergruppenStegreif - Theater gespielt, was zum Keim der späteren
Gruppenförderung wurde.
Seine ausgezeichnete Grundausbildung und deren Komplexität
werden auch bei einer Aufzeichnung seiner
Arbeitsplätze deutlich.
Bereits als Medizinstudent hat er drei Jahre lang eine
bedeutende Tätigkeit im Kriegsspital von Grinzing auf der
Tuberkulose-Abteilung geleistet, wo er sich, laut Bericht seiner Vorgesetzten,
durch großen Fleiß ausgezeichnet
und auf eigene Initiative auch wissenschaftlich weitergebildet hat.
1921 begann András Petõ sich in der Knochen TBC - Abteilung
der Lungenheilanstalt von Grimmenstein
mit Orthopädie zu beschäftigen.
1922 bildete er sich im Semmeringer Palace-Sanatorium in
Physikotherapie, in diätetischer und
Sanatoriumsbehandlungaus und entwickelte gemeinsam mit Dr. Hecht eine
ausgedehnte Bewegungstherapie.
Aufgrund seiner umfangreichen Kenntnisse und seines
ausgezeichneten Bildungsniveaus ernannte man
ihn zum Arzt der Lungenheilanstalt von Alland. Zu diesem Zeitpunkt war er auch
Assistent am Lehrstuhl für
Physiologie der Universität Wien.
Danach übernahm er eine Arztstelle an der Wiener
Nervenheilanstalt Steinhof, wurde zum Chefarzt der
Bad Kreuzener Heilanstalt ernannt, und erlangte schließlich wegen seiner
herausragenden Fähigkeiten
die Direktorenstelle des 1938 eröffneten Maurer - Volkssanatoriums, wo er
erfolgreich an der
Vereinheitlichung verschiedener Heilmethoden arbeitete.
Publikationen
Inzwischen führte er auch eine verlegerische Tätigkeit aus und
arbeitete als Chefredakteur der Publikation
"Biologische Heilkunst", in der in den 1931 erschienenen Arbeiten von Petõ
bereits die Grundprinzipien der
konduktiven Pädagogik vorzufinden sind.
Während Hitler an der Macht war ging er zunächst nach Paris,
wo er für kurze Zeit als
Medizin - Schriftsteller gearbeitet hat.
1938 kehrte er nach Ungarn zurück. Hier schuf er das System
der Konduktiven Pädagogik.
Sein Verdienst bestand dabei nicht nur im Aufbau des Systems, sondern auch im
gewaltlosen
"Kampf" für die Anwendung dieses Systems, welchen er schließlich auch gewinnen
konnte.
Aufgrund der bisherigen Studien, seiner Praxis und Philosophie
und auf Ersuchen seines Freundeskreises hin
begann er im Alter von 52 Jahren den Kampf um die Verwirklichung der Konduktiven
Pädagogik.
Nach dem 2. Weltkrieg
Bis Ende 1945 hatte die Konduktive Erziehung noch keine
Tradition denn die Spezialisten hatten sich nur mit
dem Ziel der Wiederherstellung der Bewegungsversehrten und ihren verschiedenen
Problemen
(Mangel an Lernfähigkeit, Wahrnehmungsstörung, Sprachstörung oder
Sprachlosigkeit) beschäftigt.
Im Interesse der entsprechenden Behandlung sollte dies individuell, nicht in der
Gruppe geschehen.
Die Methode zum Erlernen der Funktionen war in erster Linie
das Üben. Die damalige objektive Psychologie
(jene Psychologie, die die wahrnehmbaren, messbaren Erscheinungen des Verhaltens
studierte), und im allgemeinen
die wissenschaftlichen Anschauungen haben die subjektiven Funktionen der Person
nur gering beachtet.
Das Lernen der Bewegung wurde für etwas anderes gehalten als
das Erlernen der Wahrnehmung,
der Kommunikation und der kognitiven Funktionen.
Das vorrangige Ziel bei Petõ ist nicht das streng genommene
Biologische, nicht die Verbesserung der Bewegung oder
der Funktion, sondern die Förderung des Individuums, der Selbstverwirklichung
und der Kreativität.
Es war schwer zu akzeptieren, dass zur Organisierung der
Koordination, deren sichtbares Ergebnis die Bewegung ist,
ein indirekter Weg über den kognitiven Weg und den Wahrnehmungsweg führt.
Fünf Jahre nach dem erfolgreichen Beginn der Therapie richtete
das Wohlfahrtsministerium im Jahre 1950 das
"Landesinstitut für Bewegungstherapie" ein. Dennoch waren verstärkte
Anstrengungen nötig die Begriffe
der Dysfunktion, Orthofunktion und der Konduktion verständlich zu machen.
Petõ investierte viele Stunden täglich in den Ausbau seines
Systems, die damit zusammenhängende
wissenschaftliche Arbeit und seinen Kampf um Anerkennung. Nacheinander
entstanden so immer
bessere Lösungen für die verschiedensten Probleme.
Er erarbeitete strukturierte Programme mit entsprechend
wichtigen Gesetzmäßigkeiten, in denen
die Aufgabenreihen ähnlich dem Aufbau eines Musikwerks, einen Rahmen bildeten.
Die Lösung der Aufgaben
entwickelte er durch das Herangehen auf sehr viele Arten. Er organisierte die
Gruppe und deren differenzierte Arbeit.
Nach 2 Jahren konnten einige der einst als nicht ausbildbar bezeichneten 14
Kinder bereits in die Schule gehen.
Petõ wird Professor
Im Jahre 1947 wird Petõ, damals als Leiter der Abteilung für
Bewegungstherapie am Heilpädagogischen Erziehungsinstitut
beschäftigt, zum beauftragten Hochschulprofessor der Heilpädagogischen
Hochschule für Lehrerausbildung.
Aufgrund des Ergebnisses der Untersuchung einer Fachgruppe von
Pädiatern wurde 1948 der Lehrstuhl
für Bewegungstherapie gegründet. Zur Unterhaltung der Abteilung für
Bewegungstherapie wurde vom Ministerium
für Volkswohlfahrt und von der Abteilung für Hochschulwesen des Ministeriums für
Unterrichtswesen ein Budget gewährt;
die versicherten Patienten konnten auch die Sozialversicherungskassen in
Anspruch nehmen.
Das Staatsinstitut für Bewegungstherapie wurde geschaffen, zu
dessen Direktor András Petõ rückwirkend mit dem
1. September 1945 ernannt wurde. Zuvor war er bereits 1948 am außerordentlichen
Lehrstuhl der
Heilpädagogischen Hochschule zum Lehrstuhlleiter - Professor ernannt worden.
das neue Institut in Budapest
Am 23. Februar 1950 wurde in der Villányi Straße in Budapest
das neue Institut für 80 Kinder fertig gestellt,
das bereits Unterstützung aus dem ungarischen Staatshaushalt erhielt.
1963 gelangte das Institut unter die Aufsicht des ungarischen
Bildungsministeriums. Mit seinem 18jährigen Kampf
und dem ständigen Nachweis der Ergebnisse konnte Petõ erreichen, dass man den
pädagogischen Charakter
der konduktiven Pädagogik erkannte und anerkannte und dass man eine Entscheidung
über die Schaffung einer
Konduktorenausbildung mit spezifischem und komplexem Inhalt traf.